Donnerstag 21 November 2024

Die diesjährige Kunst-Exkursion führte die Klasse 9 d wieder nach München, denn eine Führung durch die Alte Pinakothek und die Pinakothek der Moderne stand auf dem Programm.

Helene Roth, Mitarbeiterin des Museumspädagogischen Zentrums, ging zuerst kurz auf die Geschichte der Alten Pinakothek ein, die im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und danach in schlichterer Form wieder aufgebaut worden war. Das erste Highlight stellte das „Selbstbildnis im Pelzrock“ (1500) von Albrecht Dürer dar, welches die Jugendlichen bereits aus dem Unterricht kannten. Auf dem Gemälde präsentiert sich der Künstler als wohlhabender, selbstbewusster Mann und erinnert mit seiner Körper- und Handhaltung an Jesusdarstellungen. Auch an das nächste Gemälde, die „Verkündigung Mariae“ (1443) von Fra Filippo Lippi, konnten sich einige aus dem Unterricht erinnern. Es handelt sich um eines der ersten Gemälde, das zentralperspektivisch konstruiert wurde. Eindrucksvoll waren die vielen Details und die kunstvoll gestalteten Stoffe, die man bei genauerer Betrachtung entdecken konnte. Besonders begeistert waren die Simbacher Künstler von dem Rubens-Werk „Das Jüngste Gericht“ (1617), dem größten Gemälde des Museums. Alle staunten, als sie erfuhren, dass der Saal extra für das Bild geplant worden war. Als Nächstes besprach Frau Roth mit den Schülerinnen und Schülern zwei täuschend realistische Stillleben: „Großes Stillleben mit Hummer“ (1653) von Abraham van Beyeren und „Prunkstillleben mit Diener“ (1685) von Barend van der Meer. Die Museumspädagogin lenkte die Aufmerksamkeit dabei vor allem auf die extreme Hell-Dunkel-Wirkung, durch welche die Plastizität der Gegenstände verstärkt wird. Den letzten Themenschwerpunkt in der Alten Pinakothek bildeten die beiden Landschaftsbilder „Idyllische Landschaft bei untergehender Sonne“ (1670) von Claude Lorrain und das bedrohlich wirkende „Skandinavischer Wasserfall mit Mühle“ (1650) von Allaert van Everdingen.

In der Rotunde der Pinakothek der Moderne angekommen, gefielen vor allem die dort aufgestellten futuristischen Sitzgelegenheiten („Social Seating“), welche die Realschüler ausgiebig testeten. Im ersten Raum, in dem Selbstportraits verschiedener Künstler zu sehen waren, erregte vor allem das Werk von Neo Rauch „Wahl“ (1998) großes Interesse. Der Maler zeigt sich hier bei der Arbeit, jedoch sitzen auf dem Körper zwei Köpfe, bei denen der Gegensatz „hell/dunkel“ auffällig ist und die Betrachter vermuten lässt, dass es sich um gute und schlechte Seiten des Charakters handeln könnte.  Wieder sahen die Neuntklässler zwei Landschaftsbilder - von Max Ernst („Totem und Tabu“, 1941) und Franz Marc („Tirol“, 1914). Das erste Bild ist, typisch für den Surrealismus, mithilfe von Zufallstechniken entstanden. Das zweite ist dem Expressionismus zuzuordnen. Dem Künstler war es wichtig, seine Gefühle durch Farbe zum Ausdruck zu bringen und das innere Wesen der Landschaft zu erfassen. Die Schwarz-Weiß-Fotos von Industrieanlagen („Kohlebunker“, 1992) des Paares Bernd und Hilla Becher waren eine weitere zeitgenössische Abwandlung des Themas Landschaft. Zum Themenbereich Stillleben gehörte das bekannte Gemälde „Bordeauxflasche“ (1915) von Juan Gris, das dem Synthetischen Kubismus zuzuordnen ist und an eine Collage erinnert.

   

Besonders interessant war die Skulptur „Acme Thunderer“ („Trillerpfeife“, 1989) von John Chamberlain aus verbogenem Blech, die an einen Autounfall denken lässt. Von Frau Roth bekamen die Jugendlichen die Aufgabe, die Figur mithilfe von Joghurtdeckeln aus Aluminium nachzubauen. Dabei bemerkten sie, dass es gar nicht so einfach war, die komplexen Strukturen zu erzielen. Zu aller Enttäuschung durften die Realschüler ihre Werke nicht mit nach Hause nehmen, sondern mussten sie wieder zerstören. So erlebten sie aus erster Hand die Vergänglichkeit moderner Kunst, die oft aus Alltagsgegenständen, aber auch aus Müll, gefertigt wird.