Sonntag 22 Dezember 2024

Gespannt saßen die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen im Grainersaal, denn Dr. Hans Göttler war an die Realschule Simbach am Inn gekommen, um aus seinem Buch „Max und Moritz in Weiß-Blau“ vorzulesen. Vor einigen Jahren war er bereits zu Besuch und im Rahmen des „Bundesweiten Vorlesetages“ hatte ihn die Fachschaft Deutsch erneut eingeladen. Dieses „Deutschlands größtes Vorlesefest“ - von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung gemeinsam initiiert - gibt es seit 2004 und wird alljährlich im November veranstaltet, um Kinder für die Bedeutung des Vorlesens zu begeistern. Das diesjährige Motto lautet „Vorlesen verbindet!“ und darauf legt auch Herr Dr. Göttler bei seinen Lesungen wert. Er möchte Bücher und Texte sowie Autoren und Leser zusammenbringen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Deutschlehrer und Organisator Ralf Brandmeier stellte sich der Besucher selbst vor. Auf äußerst sympathische Art erzählte er den jungen Zuhörern, dass er in Simbach geboren wurde und im heutigen Realschulgebäude sein Abitur ablegte. Später arbeitete er als Gymnasiallehrer für Deutsch, Sozialkunde und Geschichte und lehrte „Didaktik der deutschen Sprache und Literatur“ an der Universität Passau. Für die Schülerinnen und Schüler war es besonders interessant zu hören, dass einige Deutschlehrkräfte der Realschule zu Herrn Göttlers Studenten zählten und er sich noch an alle gut erinnern konnte. Seit vielen Jahren erforscht er die altbayerische Literatur und ist in der Region ein hoch geschätzter Geschichtenschreiber und –erzähler.

Bevor er aus „seinem Max und Moritz“ vorlas, gab er einen knappen Einblick in die berühmte Lausbubengeschichte von Wilhelm Busch. Den Realschülern waren die beiden Hauptfiguren bestens bekannt und einzelne konnten die Fragen von Herrn Göttler dank ihres Vorwissens schnell beantworten. Als Anerkennung erhielten sie daraufhin ein Buch aus den Händen des Autors. Im Anschluss informierte er die Zuhörer, wie es dazu kam, dass er den Originaltext ins Bairische übersetzte. Eine junge Studienreferendarin, die an der Universität Passau studiert hatte, hatte ihn um eine bairische Fassung des „Max und Moritz“ gebeten, weil sie diese für eine Schulspielaufführung benötigte. Somit war der Grundstein für das „Göttlerische Werk“ gelegt.

Während des Vorlesens der verschiedenen Episoden gab der Autor immer wieder Erklärungen zu bayerischen Begriffen und lustige Hintergrundinformationen. Die Geschichte bekam in der Mundart einen besonderen Klang und eine eigene Charakteristik. Für Gelächter sorgten die bekannten Streiche von den geklauten Hühnern oder der explodierenden Lehrerpfeife, wobei die Reime durch die Bilder aus dem Original optisch unterstützt wurden.

Nach zwei Schulstunden, die wie im Flug vergingen, verabschiedete sich Dr. Hans Göttler wieder. Anja Bredl, Betreuerin der Fachschaft Deutsch, freute sich über die humorvolle, gelungene Autorenlesung: „Vorlesen ist für alle Kinder wichtig und wirkt sich positiv auf deren Entwicklung aus. Sie lernen, aufmerksam zuzuhören und auf Details zu achten. Somit schulen sie ihre Konzentrationsfähigkeit und letztendlich ihre Sprachkompetenz.“ Für die Sechstklässler, die sich gerade in der Vorbereitung des eigenen Vorlesewettbewerbs befinden, war die Veranstaltung besonders hilfreich. Der Autor zeigte, wie man einen Text lebendig vorträgt und gab somit wertvolle Tipps.