Donnerstag 28 März 2024

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, war aus vielen Kehlen zu hören, als sich die Klasse 10b schon zu Hochzeiten der Corona-Pandemie wagemutig entschloss, die anstehende Abschlussfahrt in die Bundeshauptstadt zu unternehmen. Nachdem man dann nach einigen Monaten der pandemiebedingten Unsicherheiten endlich gegen März die endgültige Planung und Buchung durchführen konnte, konnte es dann am Montag nach den Osterferien endlich losgehen.

Und schon beim Einsteigen in den Bus erwartete uns die erste Überraschung: unser Busfahrer Ivan, der Perfekte. Immer freundlich und lächelnd nahm er unser Gepäck in Empfang, um es im Bauch des Buses zu verstauen und uns dann sicher und unaufgeregt nach und durch Berlin zu bringen. Wann und wo immer Ivan gebraucht wurde, er war einfach zur Stelle.

Gleich am ersten Tag wurden uns im Rahmen einer Stadtrundfahrt die Highlights Berlins gezeigt. Dabei verriet uns unser Stadtführer auf geradezu komödiantische Art und Weise eine Vielzahl von (Insider-)Informationen über Berlin und auch sich selbst. Nicht müde wurde er dabei zu betonen, wie stark er doch „leide“ unter der Tatsache, dass er mit einer Lehrerin verheiratet sei und wie heldenhaft es sei, es mit einer Person genau dieser Spezies mehrere Tage am Stück aushalten zu müssen – so wie jetzt die Schüler und Schülerinnen…

Weiter ging es dann mit einem Spaziergang durch das Regierungszentrum Berlins, die Orte der bundesdeutschen Gesetzgebung also. So besichtigte man unmittelbar neben dem Brandenburger Tor den Reichstag, das Bundeskanzleramt und schließlich auch das Gebäude des Bundesrates, das die Berliner Stadtplaner bestimmt klugerweise direkt neben die „Mall of Berlin“ gesetzt haben, so dass man dann gar nicht umhin kommen konnte, in ebendieser großen Shopping-Halle sich zu tummeln. Ob die etwas glasig anmutenden Augen einzelner Teilnehmer Freudentränen über die überwältigenden Eindrücke des ersten Tages waren oder dem Blick auf die rasant schwindenden Vorräte im eigenen „(Zwiebi-)Geidbeidl“ geschuldet waren, war nicht endgültig zu klären (Übersetzungshilfe für alle nicht mit dem göttlichen Geschenk der bayerischen Sprache Geküssten: Bei am Zwiebi-Geidbeidl is oiwei, wennsd einischaust, zum drenzn = Bei einem im bayerischen Volksmund sogenannten Zwiebelgeldbeutel ist es immer zum Weinen, wenn man hineinschauen tut). Und Ivan wartete geduldig auf uns und lächelte freundlich.

Am Mittwoch dann fuhr uns Ivan zum Museum der Berliner Mauer. Hier konnte man hautnah das von der ehemaligen DDR errichtende menschenverachtende Symbol der deutschen Teilung erleben und spüren, welches unermessliche Geschenk von Freiheit und Demokratie wir doch alle hier im heutigen Deutschland tagtäglich erleben dürfen. Und mehr noch – dass dieses eben nicht immer und überall selbstverständlich war und ist. Dann ging es weiter zum Kudamm, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und schließlich zum Olympiastadion. Dort wartete eine Stadionführung auf uns, die uns sogar bis ins Allerheiligste, die Spielerkabinen, brachte. Das eigentlich geplante Probetraining mit Hertha-Trainer und Disziplin- wie Konditionsfanatiker Magath musste dann aber doch ausfallen. Wahrscheinlich hatte er die Medizinbälle nicht gefunden oder er wusste einfach nicht, was er unseren Fußballcracks der 10b eigentlich noch hätte beibringen können. Auch beim anschließenden Besuch bei Madame Tussauds war er nicht zu sehen, dafür aber andere Größen wie Frau Merkel, Franz Beckenbauer, Barack Obama oder Luke Skywalker. Aber irgendwie waren die alle recht arrogant. Sie ließen zwar bereitwillig Selfies mit sich machen – Autogramme gab jedoch keiner von denen!

Schnell hatten wir dann unseren Ivan wieder gefunden, der geduldig auf uns gewartet hatte und lächelte. Er hätte uns bestimmt eines gegeben.

Ivans Bus fuhr uns am Abend dann sogar zum Champions-League-Schauen und Bowlen und am nächsten Tag, an dem es wahrlich „haarig“ werden sollte, ins DDR-Museum, wo man das Alltagsleben im ehemaligen deutschen Osten bestaunen konnte. Man konnte virtuell einen echten Trabi fahren, sich als streng blickender DDR-Soldat verkleiden oder bestaunen, wie die DDR schon die Kleinsten zu „sozialistischen Wartegemeinschaften“ (so nannte man die Warteschlangen, wenn man mal wieder stundenlang vor einem Geschäft anstehen musste) durch gemeinsames Sitzen auf dem Töpfchen im Kindergarten erzog. So mancher rümpfte da die Nase. Nur Ivan nicht, der wartete und lächelte und fuhr uns weiter zu einer Schiffsfahrt auf der Spree. Man fühlte sich dann gleich irgendwie komisch, fast unwohl, wenn man in einem Fahrzeug saß, das nicht von der sicheren Hand Ivans gesteuert wurde. Aber es ging ja alles gut und man konnte noch einmal die wichtigsten Bauwerke Berlins vom Wasser aus bestaunen, um dann endlich wieder im sicheren Hafen, Ivans Bus, anzulanden, der uns schließlich zum Alexanderplatz brachte. Und dann begann die „haarige Gschicht“. Damit jeder das für ihn beste Plätzchen auf diesem, oder auch vielleicht im angrenzenden Shopping-Center „Alexa“ finden und erkunden konnte, durften sich die Schüler und Schülerinnen in Kleingruppen bewegen. Da bei so vielen Menschen natürlich auch die Haare passen müssen, entschloss sich eine Schülerin sogleich, einen Berliner Friseur aufzusuchen. Weil der aber gar so lang brauchte (wohl lag es an der Sprachbarriere, wia soi so a Preiss a so schnei vasteh, wie a bayerischs Diandl ihr Hoor mecht), war die gewohnt pünktliche Rückkehr zum vereinbarten Treffpunkt gar unmöglich, was dem wartenden Klassenleiter noch die letzten Haare kostete. Nur Ivan wartete geduldig und lächelte dazu…

Tja, und schon waren sie wieder vorbei die schönen Tage in Berlin. Und anstrengend müssen sie auch gewesen sein, wenn man auf der Heimfahrt den Blick im Bus schweifen ließ: Fast alle hingen irgendwie verbogen in den Sitzen und schliefen. Sogar Schnarchgeräusche waren vereinzelt zu hören. Das war doch nicht der Ivan!?!

Nein, Ivan fuhr zuverlässig wie immer und lächelte…